Als Elon Musk 2023 Twitter kaufte – eine der bis dahin wichtigsten politischen Debattenplattformen – und nach seinem persönlichen Gusto umgestaltete, war die Empörung groß. Doch gegen die Übernahme der Firmenanteile konnte weder die Community noch die Politik viel ausrichten. Dabei drehte sich der mediale Skandal nicht darum, dass sich ein Tech-Milliardär einfach eine Plattform kaufen konnte, über die selbst US-Präsidenten kommunizieren. Es ging vor allem um die (un-)lustigen Tweets, die er darüber schrieb. Mittlerweile haben wir hingenommen, dass es Twitter nicht mehr gibt und die Plattform X ein Sammelbecken für Verschwörungsideologien, Alt-Right-Trolls und offenen Antisemitismus geworden ist.
Aber es wäre zu kurz, X/Twitter als einzige Plattform mit problematischen Dynamiken zu nennen: Es wundert kaum mehr, dass der Wahlerfolg der AfD vom TikTok-Algorithmus gefördert wird. Eine Entwicklung, die an die geteilten Verschwörungsideologien auf Youtube erinnert, wo sich auch Aufnahmen des Christchurch-Attentats verbreiteten. Oder an den schrecklichen Einfluss des Facebook-Algorithmus, der 2017 die Vertreibung und Gräueltaten an den Rohingya in Myanmar förderte.
Neben der Verstärkung von Desinformation und Hass steht außerdem, wie die großen Plattformen ihre Nutzer*innen ausbeuten. Die Recherchen zum Werbemarktplatz Xandr zeigten 2023, was viele bereits erahnten: Plattformen und Dienste verkaufen detaillierte Daten ihrer Nutzer*innen und teilen sie in Kategorien wie „Mütter, die shoppen wie verrückt“ oder „Essstörung“ ein.
All diese Probleme haben eines gemeinsam: Die dahinterstehenden Entscheidungen wurden nicht demokratisch, sondern von Privatkonzernen oder gar (sehr reichen) Einzelpersonen getroffen – meist mit dem Ziel, Profite zu maximieren. Bisher konnte kein politisches Instrument diese Struktur durchbrechen.
Grundlegende digitale Dienste und Infrastrukturen für den Großteil der Weltbevölkerung werden weiterhin von Tech-Milliardären und Tech-Konzernen kontrolliert, die ohne demokratische Kontrolle über die politische Ausrichtung, Datenschutz und (Nicht-)Einhaltung von Menschenrechten entscheiden können. Gesamtgesellschaftliche Ziele jenseits ihrer Profitlogik bleiben dabei auf der Strecke.
Es könnte alles anders sein
Muss das so sein? Werbecookies, manipulatives Design oder nervige Anzeigen sind kein notwendiger Teil des Internets. Mastodon, Open Street Maps oder Wikipedia machen es vor: das dezentrale, datensichere, tracking-freie, klimafreundliche Internet existiert.
Die Open-Source-Community bietet für fast jeden digitalen Dienst und jede Plattform eine funktionale, dezentrale und gemeinfreie Alternative an. Viele Bereiche im “Backend des Internets” sind bereits jetzt ohne Open Source, demokratische Entscheidungsfindung und kollektives Eigentum undenkbar. Leider ist diese gemeinwohlorientierte Infrastrukturarbeit immer noch oft unsichtbar und un- oder unterbezahlt.
Wo heute besagte Konzerne dominieren, könnte es eine diverse Infrastruktur aus Plattformen, öffentlichen Diensten und digitalen demokratischen Räumen geben. Das frühe Internet, mit einer Vielzahl an Blogs, Foren und persönlichen Webseiten, ist als Vorbild sicher nicht perfekt, aber in seinen Ursprüngen ein viel freierer und egalitärer Ort als heute.
Warum holen wir uns das nicht zurück und machen es noch besser?
Holen wir uns unser Internet zurück!
Seit der Initiative Deutsche Wohnen und Co. Enteignen ist die Debatte um Vergesellschaftung als politisches Instrument wieder im Gange. Es ist endlich Zeit, auch über die Vergesellschaftung von Google, Facebook, X und Co. zu sprechen.
Das beinhaltet vor allem drei Schritte.
1. Enteignen: Nehmen, was uns zusteht!
Die alten Plattformstrukturen müssen aufgelöst und enteignet werden. Häufig existieren demokratische und freie Open-Source-Alternativen nur parallel und kleiner zu den großen Plattformen. Der sogenannte Lock-In-Effekt, der Nutzer*innen so stark an einen Dienst bindet, dass der Wechsel kaum realistisch ist, wurde bereits richtigerweise als Problem analysiert. Doch dass sich viele Personen auf einer Plattform sammeln, ist für uns nicht das Problem. Es ist die Verwaltungsstruktur hinter der Plattform.
Genauso wie es sinnlos ist, zwei parallele Stromnetze oder Straßennetze durch zwei unterschiedliche Unternehmen aufbauen zu lassen, ist es sinnlos zu versuchen, die Lock-In-Effekte und Marktmacht der Großkonzerne zu umgehen. Google Maps bietet sicher keine schlechten Karten an, doch es entsteht ein Problem, sobald Google einem Ladenbesitzer verwehrt, auf der Plattform vertreten zu sein.
Wir wollen nicht verbieten, gute digitale Dienste zur Verfügung zu stellen, sondern wir wollen verbieten, undemokratisch über solche zu verfügen, die zur Infrastruktur für uns alle geworden sind. Diese müssen wir uns zurückholen!
2. Demokratisieren: Das sind wir alle!
Neue Plattformen sollen nicht von einzelnen CEOs, Aktionär*innen oder Politiker*innen bestimmt sein. Sondern von den Nutzer*innen und Programmierer*innen. Über Algorithmen, Benutzerfreundlichkeit und Datennutzung sollten sie transparent mitentscheiden können. Dazu gibt es unterschiedliche Modelle von Rätestrukturen bis zu Delegiertenprozessen.
Für Lieferplattformen wie Amazon würde das auch eine Mitbestimmung der Beschäftigten, Zulieferer und Kund*innen bedeuten. Wie im Kleingartenverein gilt aber: Man darf den Vorstand machen lassen. Bis es einem nicht mehr passt. Wenn der Vorstand also auf die Idee kommt, eine populäre Schnittstelle für Drittanbieter-Apps abzuschalten, müssen wir diese Entscheidung nicht mehr einfach hinnehmen.
3. Gemeinwohlorientiert verwalten: Nicht vom Innenministerium!
Plattformen, Systeme und Daten sollen nicht einfach verstaatlicht werden. Angesichts des aufkommenden Faschismus in Europa ist es keine gute Idee, solch mächtige Tools in die Hände von staatlichen Institutionen zu legen. Deswegen sollten die digitalen Infrastrukturen in demokratischere Strukturen überführt werden, die unabhängig von wechselnden Regierungen oder behördlichen Interessen funktionieren. Eine starke Zivilgesellschaft braucht die Entscheidungsstrukturen über die eigenen Infrastrukturen, um sich zu organisieren.
Mit Nutzer*innendaten könnten wir dann auch ganz anders umgehen: Statt sie als Ware zu betrachten, die man zu Geld machen oder zur Meinungssteuerung nutzen kann, könnten wir sie mit Blick auf ihren gesamtgesellschaftlichen Sinn sehen. Wir sollten demokratisch darüber diskutieren, ob wir beispielsweise Geodaten zur Stauerkennung nutzen wollen – oder ob wir das lieber lassen.
Gleichzeitig bedeutet das keine Loslösung von öffentlichen Geldern. Für eine funktionierende digitale Infrastruktur braucht es, genauso wie bei allen anderen gesellschaftlichen Infrastrukturen, massive öffentliche Investitionen. Vorbild für diese Kombination aus öffentlicher Finanzierung und losgelöster Kontrolle könnte das Konzept einer Anstalt Öffentlichen Rechts sein, die auch Deutsche Wohnen & Co. Enteignen vorschlägt.
Wir sind mit unserem Latein am Ende
Die politische Arbeit der letzten Jahre hat gezeigt: Viele kluge Versuche, die Plattformen zu regulieren, gehen aktuell nicht weit genug.
Die Verdrängung der Großen durch Alternativen ist bisher nicht erfolgversprechend. Openstreetmap etwa konnte Google Maps nicht den Platz streitig machen. Zu groß ist die Machtbasis der Big-Tech-Konzerne. Selbst als Twitter alles darauf anlegte, möglichst viele Nutzer*innen von der Plattform zu drängen, war mit Meta ein weiterer großer Konzern zur Stelle und warb mit Threads bereits um die unzufriedenen Kund*innen. Auch wenn das Fediverse um Mastodon einen Achtungserfolg erzielen konnte, existieren staatlich geförderte Plattformen oder Open-Source-Alternativen nur parallel und kleiner zu den großen Plattformen und lösen das Problem nicht.
Die Zerschlagung von Tech-Konzernen führt aktuell genauso wenig ans Ziel: Zwar kann sie Monopole auflösen und Konzernmacht eingrenzen, geht aber nicht weit genug. Natürlich wäre es gut, wenn Google nicht gleichzeitig über Algorithmen, Werbeflächen und Inhalte verfügt. Aber auch ein Google, das „nur“ den Such-Algorithmus alleine beherrscht, entscheidet undemokratisch über zentrale Infrastrukturen.
Wir sollten als Gesellschaft demokratisch darüber entscheiden, welche Dienste wir kleinteilig dezentral verwalten wollen und bei welchen es vielleicht sinnvoll ist, eine gemeinsame Lösung anzubieten.
Auch EU-Regulierung wie der Digital Markets Act und Digital Services Act schützt Nutzer*innen zwar besser und ermöglicht Interoperabilität – aber sie greift weder die grundlegenden Machtstrukturen an noch fordert sie dringend notwendige demokratische Kontrolle.
Uns geht es deshalb um eine Rückeroberung des Internets und eine Demokratisierung aus der Community.
Es gibt noch keine Blaupause
Denn das digitale Leben ist schon lange nicht mehr optional. Plattformen, Kartendienste und soziale Medien sind mittlerweile grundlegende Strukturen unseres Alltags. Die digitale Daseinsvorsorge sollte deswegen wie viele Straßennetze, öffentliche Parks oder ÖPNV sicher zugänglich und demokratisch kontrolliert sein – weil sie mittlerweile genauso unverzichtbar ist. In den Händen von gewinnorientierten Tech-Konzernen hat sie schon lange nichts mehr verloren.
Für Vergesellschaftung gibt es noch keine Blaupause. Es braucht Diskussionen über eine Rechtsform, über die demokratischen Entscheidungsstrukturen und -prozesse und auch über die rechtliche Grundlage einer Vergesellschaftung an sich. Wir beziehen uns zwar bewusst auch auf Kampagnen wie Deutsche Wohnen & Co. Enteignen, die eine Vergesellschaftung auf Basis des Artikel 15 Grundgesetz fordern. Für Tech-Konzerne könnte es aber auch andere rechtliche Wege geben, insbesondere, wenn es sich um den gesamten europäischen Binnenmarkt handelt.
Viele weitere Fragen sind noch offen: Wie sollten wir mit den Servern umgehen, die überall auf der Welt stehen und auf denen die Dienste letztlich laufen? Welche Dienste müssen wir enteignen und vergesellschaften, welche nicht? Womit fangen wir an? Welche gesellschaftlichen Kräfte können das durchsetzen?
Darauf haben wir auch noch keine (umfassenden) Antworten. Eins ist aber klar: Die letzten 20 Jahre haben deutlich gemacht, dass die digitalen Infrastrukturen in der Hand von Milliardären nicht nachhaltig, gerecht oder demokratisch sind.
Es ist höchste Zeit, das dezentrale, demokratische Internet zurückzuholen!
Karla Hildebrandt ist Teil von communia und aktiv bei der Initiative Deutsche Wohnen & Co. Enteignen in Berlin. Sie ist Ökonomin und hat ihre Wurzeln in der Klimabewegung. Sie liebt das Konzept von Öffentlichem Luxus und jede Art von Teigtaschen.
Paul Robben kommt aus der Klimagerechtigkeitsbewegung und setzt sich in veschiedenen sozialen Bewegungen für das Gute Leben für Alle ein. Er arbeitet beim Prototype Fund der Open Knowledge Foundation Deutschland e. V.
Schönes Neuspreche, Gastbeitrag = bezahlte Werbung.
Wir nehmen keine bezahlten Beiträge an. Mehr zu Gastbeiträgen steht hier: https://netzpolitik.org/gastbeitraege/
Bezahlte Werbung für demokratisierte Nicht-Kommerzialität? Das wäre ein gewitzter Hack.
„Openstreetmap etwa konnte Google Maps nicht den Platz streitig machen.“
Also an einigen Stellen muss man aber auch anfügen, dass hier zweifelhafte Entwicklerentscheidungen bzw. fehlendes Funding eine Rolle spielen. Die Nutzung des Webinterface z.B. bedeutet: ICH KANN DAS NICHT LESEN, WEIL ES NICHT ETWA IN UMSCHRIFT, SONDERN IN ORIGINALSCHRIFT ANGEZEIGT WIRD. Das ist ein Showstopper. Da bedarf es etwas zusätzlichen Managments und Resourcenzuleitung-Dings. Und das ist schade, denn nicht selten ist Openstreetmap besser als (die KI von) Google/Microsoft. Letztere halluzinieren Straßenverläufe und verlängern Carports unter Eichen, vermutlich wegen der schönen Textur auf Dach und Boden (Herbstkinder?).
Und wenn man da lang geht, wird man feststellen, dass wir überlegen müssen, wie man was fördert, angefangen bei Menschen, die bereit sind, sowas zu entwickeln und zu warten.
Der Lock-In Effekt ist ein reines Service-Problem.
Auch ICQ, oder Facebook waren mal riesig sind aber jetzt entweder tod, oder nur noch bei einer bestimmten Generation/Nation populär.
Was stoppt schlechte Open-Source Projekte genau den gleichen Effekt zu haben? Bluesky, oder Mastodon?
Skrupellose steuerabweisende Geschäftsmodelle? Die unternehmen haben sich ja geradezu vollgesogen, und Billlionen angehäuft.
Nein, der Lock-In-Effekt ist auch ein größeres Netzwerkproblem. Wenn meine Freunde, Gruppen etc. auf der Plattform sind und ich nen gepflegten Account habe, wird es weit schwerer zu wechseln, auch wenn die Plattform sich immer dreister verhält.
Bei ICQ bestand das Problem nicht und bei Facebook damals auch deutlich geringer (Die jungen Leute, die Instagram usw. belebten waren zuvor nicht auf Facebook, aber heute ist fast jeder auf social media von jung auf).
Das Beispiel Facebook-Instagram zeigt auch gleich das nächste Problem auf. FB hat seine Plattform so weit enshitified, dass kaum jemand dort mehr sein möchte. Macht aber nichts. Sie konnten sich wegen ihrer Macht selbst dann noch halten, indem sie einfach mit Instagram+Whatsapp Konkurrenten aufgekauft haben.
> Das Beispiel Facebook-Instagram zeigt auch gleich das nächste Problem auf. FB hat seine Plattform so weit enshitified, dass kaum jemand dort mehr sein möchte.
Wie heißt es so schön? „Wenn der Gegner dumme Fehler begeht, sollte man ihn nicht davon abhalten.“
Dringend wichtiger Beitrag, an den US-Konzernen kommt fast niemand vorbei
Warum zeigt z.B. galeria.de bei einem Artikel an „Nicht Verfügbar“ in allen Filialen bundesweit, obwohl der Artikel in 2 Filialen in Berlin verfügbar war durch persönliche Vor-Ort-Recherche? Warum kann ich ihn nicht reservieren? Bei Amazon ist er ein Klick entfernt und kostet sogar 20%…wie kann das alles sein…
Jo, liebe Kerstin, dat liegt daran, dass Amazon auf zweifelhafte Weise Steuer- und sonstige Schlupflöcher ausnutzt (da gab es mal eine klasse Reportage vor paar Jahren auf irgendeinem TV-Sender, hab ich aber leider vergessen auf welchem das war) und die Politiker das nicht raffen oder raffen wollen und Amazon gewähren lassen, weil das halt „die Amis“ sind und die kritisiert man (natürlich) nicht.
Und was galeria angeht, machen die dasselbe wie viele Websites, die zu schlecht gepflegt sind. Aber wem das Wasser bis zum Hals steht, der hat vielleicht auch keine Zeit, die richtig zu pflegen, was wiederum für’s Image schlecht ist. Teufelskreis also. Mit US-Konzernen hat das erstmal nix zu tun, die springen natürlich sofort drauf an, wenn sie da Lücken sehen. Also müssen Galeria usw. es einfach besser machen.
Warenwirtschaftssystem mit verfügbarkeitsanzeige für die interessierten schon zuviel zb bei galeria..und damit schließt sich der Kreis zu den pfiffigen ami-konzernen und schlechten Steuergesetzen..
Pfiffig oder kriminell, dat is hier die Frage. Wenn alle nur bei Amazon oder so kaufen, weil’s halt so bequem ist, braucht man sich hier nicht zu wundern wenn die Läden alle pleite machen, weil die keine Gewerbemieten mehr zahlen können. Und die Innenstädte langsam aussterben. Ganz schlechte Entwicklung. Und sooo viel günstiger sind die Netzkonzerne nicht. Wenn man die Versandkosten dazurechnet und den Aufwand, was zurückzuschicken, wenn was nicht so gefällt wie gedacht, lohnt sich das eigentlich nicht. Ich kenne Leute, die packen ständig Pakete aus und ein. Ich probiere lieber was im Geschäft aus, kann Fragen stellen und entscheide dann direkt. Macht auch mehr Spaß.
Trotz nachvollziehbarer Argumentation, das ganze erinnert an die Microsoft Office Debatte.
Fakt eins ist, es gibt inzwischen kostenfreie Produkte, die ähnliche, gleich oder (sehr selten) bessere Funktionalitäten bieten.
Fakt zwei ist, es hat fast 30 Jahre gedauert, bis man auf diesen Punkt kam.
Diese Art der Verzögerung können wir uns in keinem Bereich der Wirtschaft/Kommunikation/Produktion uvm. leisten. Dazu ist der Erfolg dieser Plattformen auch zum Teil einer Scheinheiligkeit geschuldet, die in einschlägigen Medien mit lauter Stimme eine „Demokratisierung“ fordert und gleichzeitig auf TikTok die angeblich so „bösen“ Algorithmen für die eigene Sache nutzt. Und was die „Demokratisierung“ angeht, wir sehen aktuell in den USA, Georgien, Israel, der Türkei oder Venezuela, wie anfällig und empfindlich ein demokratisches System ist. Inzwischen habe ich das mulmige Gefühl, das der Begriff der Demokratisierung (vor allem im Informationsbereich) nur ein Wunsch nach der Macht ohne die Last der Verantwortung ist.
Wir hatten das alles ja.
Wir hatten ein dezentrales Usenet, ein dezentrales (vom denic abgsehen) Web.
Wir hatten eine Bloggosphäre, in der einer auf den anderen verlinkte, wir hatten dezentrale Diskussionsforen.
Aber das war vielen Menschen offenbar nicht komfortabel genug, und so stimmten sie mit den Füßen (oder den Mäusen) ab und gingen dorthin, wo es für sie einfacher war – Facebook, Xwitter, Whatsapp.
Jetzt zu sagen „Eure Entscheidungen waren falsch, wir wissen besser als Ihr, was gut für Euch ist“ wird, so befürchte ich, eher die Resilienz stärken als die Menschen für Euren Vorschlag begeistern. Und abgesehen davon wäre es undemokratisch.
Wessen und welche „Resilienz“?
Meintest Du vielleicht Reaktanz? Das könnte zwar passen, aber diese Ansicht teile ich nicht.
Im Übrigen gehört auch ein Minderheitenschutz zu einem anständigen Demokratieverständnis, will sagen eine bequeme und wenig intellektuelle Mehrheit sollte wenigstens nicht jene drangsalieren, die sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Sie meinen bestimmt die lange Zait Demokratisch regierten Staaten die eine ID Überprüfung bei der Wahl ablehnen.Stimmt,sehr bedenklich so etwas Demokratie zu nennen.In welchen Ländern gibts das eigentlich noch?In 3te Welt Ländern wird zumindest ein Finger in TInte getunkt damit die Leute nicht 2 mal wählen können…
als lektüre dazu empfehle ich cory doctorw:
The Internet Con: How to Seize the Means of Computation
oder die rede auf der
DEF CON 32 – Disenshittify or die! How hackers can seize the means of computation
Das Prboblem sind nicht die Tech Giganten, sondern Regierungen, die die Meinung mit Zensurgesetzen lenken. Haben die beiden Gastschreiberlinge wohl aber noch nicht verstanden oder stehen auf der Gehaltsliste der Ampel.
Das Problem sind beide: Regierungen und Tech-Konzerne. Beide handeln aus den gleichen Interessen heraus: Profit- und Machtgewinn. Nur sind die staatlichen Akteure etwas ins Hintertreffen geraten und versuchen nun, einige größere Stücke vom Datenkuchen für sich zu sichern. Daher auch ein großteil der staatlichen und EU-Regulierungen des Internets und entsprechende Digitalisierungsinitiativen. Man möchte damit genauso finanzielle Profite abschöpfen und auch mehr Macht über die Menschen gewinnen, die man als seine Untertanen – entweder als Kund*innen oder als zu verwaltende Einwohner*innen – versteht.
Und ich denke, dass das anders als du behauptest, den Autor*innen schon klar ist, weil sie hier auch die Rolle des Staates kritisch hinterfragen. Aber die miese Rolle der Tech-Konzerne dabei zu ignorieren wäre genauso falsch, wie die miese Rolle des Staates zu ignorieren.
Überraschenderweise besteht „die Mehrheit“(tm) der Menschen „leider“ nicht aus Schwurblern, sondern tatsächlich nachdenkenden Menschen. Die tolerieren zwar die Meinungen der Schwurbler – aber „tolerieren“ ist ungleich „gutheißen“ oder „kritiklos anerkennen“.
Interessanterweise haben die Freunde der ungebremsten Meinungsfreiheit besonders wenig Verständnis dafür, dass andere Menschen dieses hohe Gut ebenfalls für sich beanspruchen und nutzen … Paradox oder schlichtweg nicht zu Ende gedacht.
Ich könnte dich Anonymen Schreiberling auch fragen für wessen Meinung du hier von wem bezahlt würdest um die Schuld von der Wirtschaft auf die Politik um zu lenken, aber ich vermute du willst das nicht verstehen. Aber Gastschreibern eine Bezahlte Meinung zu unterstellen ist ja heutzutage wohl üblich. Aber Richtig und Fair ist es nicht weil das die Diskussionskultur zerstört.
Übrigens. DU bist AUCH ein Gast(Kommentator) so wie ich auch. ;-)
Die Forderung nach Enteignung und Vergesellschaftung von Big-Tech-Unternehmen ist ein Angriff auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unserer digitalen Wirtschaft. Der Vorschlag ignoriert, was unsere Technologiebranche antreibt: Privates Kapital und der Druck, besser, schneller und innovativer zu sein. Eine staatliche Übernahme würde diese Dynamik ersticken und die Branche in eine bürokratische Lethargie stürzen.
Erstens: Die Unternehmen, die das Internet prägen, sind durch Milliardeninvestitionen und Risiko dorthin gekommen, wo sie heute stehen. Private Firmen wie Google und Facebook haben durch Ressourcen und Innovationskraft eine digitale Infrastruktur geschaffen, von der wir alle profitieren. Ein staatlich gelenktes System würde diesen Motor ausbremsen und uns im globalen Wettbewerb schwächen.
Zweitens: Die Idee, dass öffentliche Verwaltungen die Flexibilität und den Innovationsgeist privater Konzerne ersetzen könnten, ist unrealistisch. Öffentliche Institutionen sind nicht für Agilität bekannt. Demokratische Prozesse mögen politisch sinnvoll sein, doch im Technologiesektor führen sie zu Verzögerung und Stagnation. Diese Entschleunigung würde letztlich dazu führen, dass der Westen seine technologische Führungsposition an autokratische Staaten wie China verliert.
Drittens: Eine „Demokratisierung“ der Technologiebranche ist naiv. Die Kontrolle läge lediglich bei Bürokraten und politisch motivierten Akteuren. Statt zu mehr Freiheit und Transparenz würde dies nur zu staatlicher Kontrolle führen – ohne die Effizienz und das Verständnis, ein digitales Ökosystem zu verwalten.
Dieser Plan ist ein direkter Angriff auf die freie Marktwirtschaft und unternehmerische Freiheit. Wer das Internet gerechter gestalten will, sollte auf eine Reform der Transparenz und Förderung des Wettbewerbs setzen – nicht auf staatliche Enteignung und Kontrolle.
> Private Firmen wie Google und Facebook haben durch Ressourcen und Innovationskraft eine digitale Infrastruktur geschaffen, von der wir alle profitieren.
Dem möchte ich auf das Schärfste widersprechen.
Ich habe das, was als „digitale Infrastruktur“ von Alphabet Inc. (Google) und Meta Inc. (Facebook, et al.) und weitere mühsam aus meiner digitalen Welt herausgeschnitten, weil ich es ethisch nicht mehr vor mir selbst verantworten kann, diese Konzerne durch Nutzung ihrer Ressourcen noch kapitalkräftiger bzw. mächtiger zu machen. Auch will ich nicht mehr dazu beitragen, diese und andere Internet-Konzerne mit persönlichen sowie Nutzungsdaten zu beliefern.
Dieser nicht unerhebliche Aufwand würde entfallen, wenn diese Konzerne mir nicht mehr meinen Daten nachstellen würden und mich nicht mehr schädigen würden.
“ was UNSERE Technologiebranche …“ ?? Meinst sicher „USA-nsere“, würde ich schwer vermuten.
Also ausgerechnet China als leuchtendes Beispiel für weniger staatliche Kontrolle anzuführen hinkt aber ganz gewaltig.
Gut so. Greifen wir die freie Marktwirtschaft weiter an. Bevor kapitalistische Diktaturen wie in Singapur oder aktuell in Argentinien entstehen. Auch nicht viel besser, als chinesische Diktatur.
Alles das gleiche, wa?
Pranee sagte:
> Greifen wir die freie Marktwirtschaft weiter an.
In wessen Händen sollen die Befugnisse über Öffentliche Internet-Infrastruktur denn bitte liegen? Die Wirtschaft will aus allem nur Daten heraus ziehen und damit oder mit Diensten Profit machen. Die Politik ist m.E. weniger an Gemeinwohl sondern an Macht(erhalt, Ausübung) und Kontrolle interessiert und will dazu AUCH Daten. Und PPP scheint mir auch keine geeignete Lösung.
Aber wie/was diese „dritte“ Instanz sein soll, die weder Wirtschaftliche Interessen noch Politischen Einfluß anstrebte das ist auch für mich die große Unbekannte.
Das Kernproblem bleiben die Menschen. Wann immer man einer Gruppe Befugnisse gibt, da gibt es auch die Gefahr das diese Mißbraucht werden. KI entscheiden lassen ist keine Lösung also was tun? Besser gar kein Internet weil Menschen sich nicht ändern/bessern und aktuell eh alle Strukturen am zusammenbrechen sind (und früher(TM) ging’s ja auch ohne!)???
[in zwei Teilen, das *sind* 1974 Zeichen, also weniger als 2000]
“Die dahinterstehenden Entscheidungen wurden nicht demokratisch,
sondern von Privatkonzernen oder gar (sehr reichen) Einzelpersonen
getroffen”
An der Stelle würde ich mal ganz deutlich widersprechen.
Die Situation die wir heute haben, verdanken wir dem rücksichtslosen,
naiven und selbstsüchtigen Verhalten der Mehrzahl der User. Sie sind
desinteressiert bis aggressiv beratungsresistent. Die haben Mitte 30
noch Fomo, und ansonsten schlicht keinen Bock sich mit dem Thema
auseinanderzusetzen. Der Untertan des 21. Jahrhunderts. Das ist die
traurige Mehrheit die sich die Technologien ausgesucht hat an denen
die Gesellschaft heute hängt. Weil sie wie Schafe jedem Trend
unkritisch hinterhergelaufen sind.
Ich will nicht meine Freunde missionieren.
Was soll das also sein, “Holen wir uns unser Internet zurück!”?
Wer wir? Die kritischen User, die willens und intellektuell in der
Lage sind darüber nachzudenken was sie gerade tun? Sollen die
festlegen was der Pöbel nutzen darf? Verlockend, arrogant und
undemokratisch.
Naja, man könnte schon überlegen, ob man da was machen sollte. Schuldfragen können sehr kompliziert sein, sicherlich hat der User aber keinerlei Überblick über Manipulationsmethoden und weitere Machenschaften. Die letzten zwei genannten sind schon sehr mächtig, und das ist wohl kaum der Schuldbereich der User. Denn deren Verhalten resultiert auch aus Annahmen, erst später passiert das Weaponizing, nach welchem der User die Plattform aggressiv verteidigt, obwohl sie ihm schadet.
Oder “wir”, die Gesellschaft, die im Durchschnitt gar nichts anderes
will als sie hat, weil sie im Durchschnitt zu desinteressiert ist um
zu wissen was sie wollen könnte? Dieses “wir” ist viel zu sehr damit
beschäftigt sich über den Datenschutz zu echauffieren den es für
Täterschutz oder Innovationsbremse hält. Weil die Mehrzahl gar nicht
merken will wie sie in den A… gef… wird.
Ich fürchte nur, wenn man allzu laut nach “Enteignung” ruft, dann
rückt einen das ein eine Ecke in der man eher weniger ernst genommen
wird. In Deutschland wird nur enteignet wenn Steinkohle drunter
liegt.
Die Politik (und ich kenne keine etablierte Partei die daran ein
Interesse zeigen würde) müsste den Rahmen so gestalten, dass eine
erstrebenswerte Entwicklung folgt. Massiver, geschäftsschädigender
Datenschutz. Das würde helfen, schlicht weil die Anreize weg fielen.
Was bleibt sonst? Missionieren?
> Als Elon Musk 2023 Twitter kaufte – eine der bis dahin wichtigsten politischen Debattenplattformen – und nach seinem persönlichen Gusto umgestaltete, war die Empörung groß. Doch gegen die Übernahme der Firmenanteile konnte weder die Community noch die Politik viel ausrichten.
Entgegen des Narrativs war Twitter bereits vor Musk toxisch. Die meisten Journalisten haben es nur vorher noch nicht gemerkt, weil sie Teil der Blase waren und zum großen Teil noch immer sind.
> Werbecookies, manipulatives Design oder nervige Anzeigen sind kein notwendiger Teil des Internets.
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Aber genau wie bei Journalisten im Kontext mit Twitter wollen viele Leute lieber leiden als geheilt zu werden.
> Entgegen des Narrativs war Twitter bereits vor Musk toxisch.
Zustimmung. Und ich habe das aus diesem Grund nie benutzt. Der andere ist dessen Irrelevanz wenn es um wichtige Themen und die Fakten dazu geht.
Das wäre als würde man die Weltpolitik basierend auf allen Gerüchteküchen überall abhandeln wollen.
Mir scheint aber das die Welt dennoch genau dahin steuert. Und auch das ist wohl nicht die Schuld eines einzelnen, sondern vieler Akteure – und etlicher Passiver denen man vorwerfen mag nicht dagegen auf zu begehren.
Teile & Herrsche. Genau so passiert es.
Lockin wird auch überschätzt. Ich habe auch WhatsApp, Signal, Telegramm, Threema etc installiert, aber die Bequemlichkeit hält mich meistens bei WhatsApp, nutzen könnte auch anderes.
Die Konzerne machen schlicht einen guten Job.
In Deutschland eine Bewegung starten, um US-amerikanische Konzerne zu enteignen? Wie soll das in der Praxis gehen? Amazon, Alphabet, Apple, Meta, Microsoft – 5 amerikanische Firmen. Wer soll die wie enteignen? Das muesste die US-Regierung machen. Auf die haben deutsche Internet-Aktivisten aber praktisch null Einfluss.
Oder schwebt euch vor, die deutschen Praesenzen und Rechenzentren der genannten Konzerne zu enteignen? Wo sind diese Rechenzentren denn? Bestimmt nicht vorwiegend in Deutschland, sondern an diversen Orten in Europa.
Musk kaufte Twitter in 2022.